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Active Surveillance beim Prostatakarzinom
am Beispiel der HAROW-Studie

Durch routinemäßige PSA-Kontrollen, Beobachtung der PSA-Dynamik, Herabsetzung des PSA-Schwellenwertes für Biopsie-Indikation sowie ausgedehnte Biopsieschemata werden einerseits viele Männer vor einem ungünstigen Verlauf durch ein Prostatakarzinom bewahrt, andererseits birgt dies allerdings auch die Gefahr der Überdiagnostik und Übertherapie. Die nichtinvasive Therapiemethode Active Surveillance wurde unter anderen Methoden in der HAROW-Studie näher betrachtet und denen gegenübergestellt.

Active Surveillance

  • Kuratives Konzept
  • Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom
  • Voraussetzungen: PSA-Wert ≤ 10 ng/ml, Gleason-Score ≤ 6, cT1 und cT2a, Tumor in ≤ 2 Stanzen bei leitliniengerechter Entnahme von 10-12 Stanzen, ≤ 50 % Tumor pro Stanze
  • Konsequente PSA-Kontrollen und Re-Biopsien unverzichtbar, um möglichen Progress zu identifizieren und zu infolgedessen zu intervenieren
  • Therapiewechsel jederzeit möglich

Watchful Waiting

  • Palliatives Konzept
  • Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom mit mutmaßlicher Lebenserwartung < 10 Jahren
  • Langfristige Beobachtung mit verzögerter symptomorientierter Therapie
  • PSA-Kontrollen und Re-Biopsien nicht vorgesehen

Die HAROW-Studie ist eine prospektive Beobachtungsstudie zur Versorgungssituation bei Prostatakarzinom, durchgeführt 2008-2013 in Deutschland.

Ziele der Studie waren die Überprüfung des Krankheitsverlaufes unter verschiedenen Behandlungsstrategien, Erhebung der Lebensqualität, gesundheitsökonomische Aspekte zu erheben und Bewertung des Arzt-Patientenverhältnisses unter Real Life Studienbedingungen.

Publikation in „Der Urologe“ 2020, 59;450-460
Die nichtinvasive Therpie des organbegrenzten Prostatakarzinoms im Alter- Ergebnisse der HAROW-Studie

Patientenselektion innerhalb der HAROW-Studie
Von 2957 Patienten waren 1165 Patienten über 70 Jahre alt, davon haben 708 eine invasive Therapie erhalten (radikale Prostatektomie (RP) oder Radiotherapie (RT)), 457 Patienten eine Nicht-invasive Behandlung (210 Active surveillance (AS), 87 Watchful waiting (WW), 160 Hormonentzugstherapie (HT)).

Anzahl der PSA-Bestimmungen und Anzahl der Re-Biopsien in den drei Therapieformen Active Surveillance, Watchful Waiting und Hormonentzugstherapie

Von den 210 Patienten unter Active Surveillance haben 99 sich im Laufe der Behandlung für einen Therapiewechsel entschieden. Davon gingen 44,4% in ein palliatives Konzept (31 WW, 13 HT), 55,6% in ein kuratives Konzept über (27 RP, 28 RT).

Fazit

  • Entscheidung für eine Behandlung anhand von Tumorkriterien und individueller Patientenparameter (Alter, Lebenserwartung, Komorbidität, Belastbarkeit, funktionelle Einschränkungen)
  • Klare Therapieeinteilung in kurativ oder palliativ
  • Ausreichend Information und Aufklärung der Patienten über die Konzepte Active Surveillance und Watchful Waiting gegenüber invasiver Therapien
  • Hormonentzugstherapien eher Patienten mit aggressiveren Tumoren überlassen