Aquablation – ein Zukunftsmodell?

Mittlere bis schwere Miktionsbeschwerden aufgrund einer vergrößerten und gutartigen obstruktiven Prostata sind bei etwa 30% der über 50-jährigen Männer vorhanden. Mit steigendem Lebensalter nimmt der Prozentsatz deutlich zu. Wenn die konservative und medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringt, so kann eine operative Therapie zur Desobstruktion der benignen Prostatahyperplasie angeboten werden. Derzeit existieren unterschiedliche OP-Verfahren. Den Goldstandard stellt noch immer die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) dar. Daneben existieren weitere Verfahren, wie z.B. Lasertherapie sowie das offene OP-Verfahren.
Ein neues Therapiekonzept wird seit wenigen Jahren in den USA experimentell erprobt und angeboten. Die Aquablation ist ein vollautomatisches System („Aquabeam“), welches autonom unter live-Ultraschallkontrolle arbeitet. Die Prostata wird transrektal („durch den Enddarm“) mittels eines Ultraschallgerätes in Echtzeit ausgemessen und das Resektionsareal geplant. Das Resektionsgerät wird durch die Harnröhre eingeführt und in der prostatischen Harnröhre platziert. Nun stellt die Operateurin/der Operateur wichtige Punkte, Winkel und Zonen ein. In der Resektionszeit, die zwischen 5 und 10 Minuten dauert, wird die Prostata durch einen athermischen Hochdruck-Wasserdampfstahl ausgehöhlt. Das resezierte Gewebe wird abgesaugt und die folgende Blutstillung wird entweder mittels elektrischen Strom oder durch einen großlumigen Ballon des Blasenkatheters erreicht.
Das Verfahren ist derzeit noch in der Anwendungs- bzw. Erprobungsphase. Es gibt es nur wenige vergleichende Studien, die die Aquablation gegen ein Standardverfahren randomisiert ausgetestet haben. Eine davon die internationale WATER-Studie. Hier wurden ca. 180 Männer behandelt und in Bezug auf Sicherheit und Miktionsverhalten verglichen. Es zeigte sich, dass die Aquablation den Standardmethoden funktionell und im Punkto Sicherheit nicht unterlegen ist, eine kürzere Resektionszeit aufweist und keine Verschlechterung der Sexualfunktion mit sich bringt. Kritisch an der Studie ist zu sehen, dass die Frage nach der Blutstillung nicht abschließend geklärt wurde. Die Verfasser geben an, dass die Blutstillung durch das „schonendere“ Verfahren häufig ohne operative Elektroverödung geschieht, jedoch liegt dazu im Vergleich der Blutverlust und die Transfusionsrate deutlich höher. Zudem kann das entfernte und verdampfte Gewebe nicht von einem Pathologen auf Bösartigkeit untersucht werden.
Ebenso sind Langzeitdaten von weiteren Studien (z.B. WATER II) und Daten über die Wirtschaftlichkeit (hohe Kosten durch Einmalmaterial) noch ausstehend.
Ebenfalls kritisch hinterfragt werden muss die Tatsache, dass die Studien viele Ausschlusskriterien (z.B. Blasen oder Prostatatumor, liegender Blasenkatheter nach einem Harnverhalt, hohe Restharnwerte, bestimmte Medikamente oder andere anatomische Anomalien bzw. Krankheitsbilder) besitzt. Demnach kommen vorerst nur sehr ausgewählte Patienten in Frage.
Ob die Aquablation schlussendlich den gewünschten Effekt hat und als „sanfte Revolution“ in der operativen Therapie bezeichnet werden kann, bleibt abzuwarten. Auch welches Patientengut besonders von dem Verfahren profitieren könnte ist durch weitere Forschungsergebnisse, die in den folgenden Jahren kommen werden, zu bestätigen.
Quellen:
Bach T. Aquablation der BPO - ein Zukunftskonzept?. UroForum 2018(6);9:35-36
Bach T et al. Aquablation of the prostate: single-center results of a non-selected, consecutive patient cohort World J Urol [Epub ahead of print 2018 Oct 4
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