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Lokale Therapie bei metastasiertem Tumor – ein Paradigmenwechsel?

Die Rate an metastasierten Prostatakarzinomen konnte mit Hilfe der PSA-Diagnostik sowie durch konsequent durchgeführte Vorsorgeuntersuchungen stark gesenkt werden.
Gerade im Falle einer Metastasierung haben sich die Therapieoptionen in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Mit Hilfe von Medikamenten wie Docetaxel, Cabazitaxel, Abirateron, Apalutamid und Enzalutamid gelingt es nun in vielen Fällen eine signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens zu erreichen.
Die sog. „Seed and soil“-Theorie von Kaplan et al besagt, dass Tumorzellen über das Gefäßsystem verteilt werden, jedoch nur an die Orte, wo besonders gute Bedingungen für Metastasen herrschen. Dies gilt insbesondere für Knochenmetastasen.

Durch retrospektive Daten des Münchner Tumorregisters, der SEER-Datenbank, sowie des schwedischen Prostatakarzinomregisters ergeben sich Hinweise auf eine bessere Prognose durch eine zusätzliche Lokaltherapie des Primärtumors. Insbesondere können so Progressionen in Form von Blasenboden- oder Rektuminfiltration in einigen Fällen verhindert werden.
Ziel ist es durch eine effektive, nebenwirkungsarme und frühzeitige Lokaltherapie Symptome vorzubeugen, um die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.

2018 erfolgte erstmals eine Publikation von Daten einer radomisierten Phase III-Studie.
Die sog. STAMPEDE-Studie befasst sich mit der Verbesserung des Überlebens von Patienten mit neu diagnostiziertem metastasierten Prostatakarzinom durch lokale Strahlentherapie.
Entsprechend der Metastasierung wurden die Patienten in zwei Gruppen eingeteilt.
Zum einen Patienten mit hoher Metastasenlast (vier oder mehr Knochenmetastasen, davon eine oder mehrere außerhalb der Wirbelsäule, oder von viszeralen Metastasen), sowie eine Patientengruppe mit anderen Metastasen-Konstellationen welche als geringe Metastasenlast definiert wurde. Zwischen Januar 2013 und September 2016 konnten so 2061 Patienten in die Studie eingeschlossen werden (1029 Kontrollgruppe, 1032 im Strahlentherapiearm). Es erfolgte eine hypofraktionierte Bestrahlung über mehrere Wochen sowie in beiden Gruppen eine lebenslange Hormonentzugstherapie. Eine zusätzliche Chemotherapie mit Docetaxel war ebenfalls im Verlauf erlaubt.
Es zeigte sich, dass die lokale Strahlentherapie nicht immer das rezidivfreie Überleben im Gesamtkollektiv verbesserte, jedoch nicht das Gesamtüberleben. Eine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens ergab sich für die Patienten mit einer geringen Metastasenlast (3-Jahres-Überleben 73% Kontrollgruppe vs. 81% zusätzliche Bestrahlung).

In Zusammenschau der aktuellen Studienlage sollte bei Patienten mit einem neu diagnostiziertem fernmetastasierten Prostatakarzinom mit geringer Metastasenlast, zusätzlich zur Hormonentzugstherapie, eine lokale Strahlentherapie erwogen werden.

Quellen:

Bottke, Dirk et al. Behandlung des Primärtumors, Akt Urol 2020; 51: 252-257

Robert Koch-Institut. Krebs in Deutschland für 2015/2016. 12. Ausgabe Berlin: Robert Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V.; 2019

https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/2579971