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Personalisierte Medizin beim Prostatakarzinom

Die personalisierte Medizin beschreibt den Weg weg von einer „one size fit´s all“ Lösung hin zur individuellen Therapie von Erkrankungen. Dazu wird das Verständnis grundlegender Krankheitsmechanismen und molekularer Relais-Stellen genutzt, die für Art, Typ, Aggressivität, Spilling- bzw. Metastasierungstendenz eines Tumors verantwortlich sind. Damit lassen sich Therapien gezielt und somit wirksamer einsetzen. Möglich gemacht wird dies durch die rasche Entwicklung neuer Methoden in der Genomsequenzierung (next generation sequencing). Bei einigen Tumorentitäten werden schon jetzt genetische Analysen zur Therapieentscheidung, Risikoabschätzung oder Früherkennung hinzugezogen, so zum Beispiel beim Bronchial- oder Mammakarzinom. Aber auch beim Prostatakarzinom ist dieser Entwicklungstrend zu beobachten. Ein Großteil unseres Wissens über die Genomik des Prostatakarzinoms kommt von den zwei größten Krebs-Genomsequenzierungensprojekten, dem TCGA („The Cancer Genome Atlas“) und dem International Cancer Gene Consortium (ICGC).

Beim Prostatakarzinom bilden Deletionen oder somatische Aberrationen in DNA Reparationsfunktionen (BRCA2, BRCA1, CDK12, ATM, FANCD2, RAD51C) den Löwenanteil, wobei bei fortgeschrittenen bzw. metastasierten Karzinomen eine Zunahme der Aberrationen zu beobachten ist. Aktuell häufig untersuchte Gene sind BRCA1 und BRCA2, die für die Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen verantwortlich sind. Patienten die hier Aberrationen aufweisen sprechen besonders gut auf sogenannte PARP-Inhibitoren wie Olaparib an. Die PARP (Poly-ADP-Ribose-Polymerase) ist ein Enzym, um DNA-Einzelstrangbrüche zu reparieren. Wird PARP nun medikamentös inhibiert, führen die Einzelstrangbrüche während der Zellteilung zu Doppelstrangbrüchen. Werden Doppelstrangbrüche nicht repariert, stirbt die Zelle. PARP-Inhibitoren wirken gezielt nur in den Tumorzellen, in denen durch Mutationen oder andere genetische Schäden die Gene für die Doppelstrangreparatur ausgeschaltet sind. Die Behandlung mit dem PARP Inhibitor Olaparib führte zu einer hohen Ansprechrate bei Patienten mit Prostatakarzinom und Defekten in den DNA- Reparaturgenen, die kein Ansprechen mehr auf die standard Therapien zeigten.

Ein weiteres Ziel der personalisierten Medizin ist auch die Früherkennung, Prognoseabschätzung und das Tracking von Tumoren zu vereinfachen. Hierzu fällt oft der Begriff der “liquid biopsie”. Dies beschreibt die Analyse der molekularen Eigenschaften eines Tumors anhand von Proben, die aus Blut oder anderen Sekreten wie Liquor oder Urin gewonnen werden. So kann zum Beispiel aus einer Blutprobe cfDNA (cell free DNA) gewonnen werden. Mithilfe dieser DANN die von Tumorzellen in die Blutbahn abgegeben wird lassen sich die Molekularen Eigenschaften des Tumors ohne invasive Biopsien bestimmen und auch anhand der Konzentration der cfDNA die Tumormasse abschätzen. Ebenso könnten mithilfe dieser Parameter Veränderungen in der Tumor DANN nachverfolgt und so zum Beispiel Aggressivitätszuwachs oder Therapieansprechen überwacht werden.

Die personalisierte Medizin birgt in Zukunft sicherlich viele Chancen. Es zeichnet sich ab, dass durch die Kombination klassischer, histologischer und validierter molekularer Marker Verbesserungen in den Prognoseabschätzungen beim Prostatakarzinom zu erwarten sind. Tumoren werden in Zukunft nicht mehr entitätsspezifisch, sondern genspezifisch behandelt werden, wovon besonders Patienten, die aus dem Raster der gängigen Therapien fallen, profitieren könnten.

Noch sind diese Methoden größtenteils aber noch zu teuer, zu aufwändig oder nicht zuverlässig genug um sie auf breiter Basis zu etablieren.