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Urologische Notfälle - Nierentrauma

Nierentrauma

Bei schweren Traumata ist die Niere das am häufigsten mitbeteiligte urologische Organ. Dabei findet eine Verletzung der Niere in der überwiegenden Zahl der Fälle (ca. 80%) im Rahmen von Polytraumata statt. Die Verletzungsart ist zumeist stumpfer Natur, die Unfallmechanismen typischer Weise Anprall- oder Dezelerationstraumata (z.B. Verkehrsunfall, Absturztrauma). Weltweit kommt es pro Jahr zu ca. 250.000 traumatisch bedingten Nierenverletzungen die als Notfall behandelt werden müssen. 70-80% der Patienten sind unter 44 Jahre alt.

Symptome einer Nierenverletzung sind Flankenschwellung, Prellmarke der Flanken oder lumbale Schmerzen. Eine Hämaturie kommt in knapp 20% der Fälle vor, wobei die Hämaturie keine Aussage über das Ausmaß der Nierenverletzung zulässt. Bei ausgeprägten Verletzungen kann es zu Peritonismus, Subileus oder Schockzuständen kommen.

Das Nierentrauma wird nach der „organ injury Severity Scale“ der „American association for surgery of trauma“ in 5 Grade eingeteilt:

  1. Nierenkontusion ggf. mit subkapsulärem Hämatom.
  2. Inkomplette Nierenruptur mit Parenchymeinriss <1cm.
  3. Inkomplette Nierenruptur mit Parenchymeinriss >1cm ohne Urinextravasation.
  4. Nierenruptur mit Eröffnung des Hohlsystems und Urinextravasation oder multiple Rupturen.
  5. Nierenstielabriss.

Die CT-Bildgebung ist das Diagnostikum der Wahl zur Einschätzung des Verletzungausmaßes. Zudem ist mittels CT-Bildgebung auch die Darstellung einer akuten Blutung oder einer Kontrastmittelextravasation aus dem Hohlsystem der Niere möglich.

Die Behandlung des Nierentraumas richtet sich in erste Linie nach der hämodynamischen Stabilität des Patienten. Auch ein stärkerer Blutverlust kann bei Kreislaufstabilität toleriert und ggf. durch Bluttransfusionen ausgeglichen werden. Bei Kreislaufinstabilität ist eine sofortige Notoperation angezeigt. Durch den Einsatz moderner interventioneller radiologischer Verfahren wurden die Möglichkeiten einer konservativen Therapie in der letzten Dekade deutlich erweitert, so dass aktuell noch ca. 10-15% der akuten Nierentraumata operativ exploriert werden müssen.

Quellen:

AWMF S3 – Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung, Stand: 07/2016

Bryan B. Voelzke et al.
The epidemiology of renal trauma
Transl Androl Urol. 2014 Jun; 3(2): 143–149