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Priapismus

Priapismus

Der Priapismus ist eine über 2 Stunden bestehende Dauererektion. Insgesamt ist es ein seltener Notfall mit einer Inzidenz von 1-3/100000. Risikofaktoren für einen Priapismus sind die Sichelzellanämie (20%) oder eine Schwellkörperinjektionstherapie mit Prostaglandinen. Auch weitere Medikamente (Psychopharmaka, Analgetika, Antihypertensiva, Antiepileptika) und Drogenkonsum können einen Priapismus auslösen. In 30% der Fälle bleibt die Ursache jedoch ungeklärt.

Wichtigste Maßnahme in der Diagnostik ist eine Unterscheidung der Zwei Formen des Priapismus. Während bei einem nicht ischämischen „high-flow“ Priapismus ein erhöhter arterieller Bluteinfluss in den Schwellkörper besteht der durch einen suffizienten venösen Abstrom teilweise kompensiert werden kann, versagt bei einem ischämischen „low-flow“ Priapismus die physiologische Detumeszenz. Es kommt zu einem Druckanstieg im Schwellkörper über den diastolischen Blutdruck, so dass eine Durchblutung des Schwellkörpergewebes nicht mehr stattfinden kann. Hält dieser Zustand über 12 Stunden an so kommt es zu irreversiblen ischämischen Schäden der Schwellkörper mit fibrotischer Abheilung. Damit stellt der ischämische Priapismus einen hochgradigen urologischen Notfall dar.

Der nicht ischämische Priapismus ist häufig weniger schmerzhaft und weniger prall, während der ischämische Priapismus oft prall und sehr schmerzhaft ist. Erste Maßnahmen sind die Durchführung einer lokalen Anästhesie in Form eines Peniswurzelblockes. Anschließend erfolgen die perkutane Punktion der Schwellkörper und die Entnahme von Schwellkörperblut für eine Blutgasanalyse. Mit dieser kann zwischen ischämischen und nicht ischämischen Priapismus unterschieden werden. Über den intrakavernösen Zugang können anschließend alpha-Rezeptor-Agonisten unter Kreislaufüberwachung gespritzt werden die zu einer Detumeszenz führen können. Der nicht ischämische Priapismus heilt in bis zu 60% der Fälle spontan durch lokale Kühlung und Kompression aus.

Sollte die vorgenannte Therapie bei ischämischem Priapismus keinen Effekt zeigen, oder es rezidivierend zu neuerlichen Priapismen kommen so ist die ultima ratio die operative Anlage eines spongiokavernösen Shunts. Hierbei wird eine Verbindung der corpora cavernosa (Penisschwellkörper) mit dem corpus spongiosum (Eichelschwellkörper) geschaffen. Dieser Eingriff ist in der Regel nicht reversibel und führt zu einer erektilen Dysfunktion.

Quellen:

A. Salonia et al.
EAU-Guidelines on Priapism, European Association of Urology 2015

Helen R. Levey et al.
Management of priapism: an update for clinicians
Ther Adv Urol. 2014 Dec; 6(6): 230–244