Inkontinenz des Mannes
In diesem Abschnitt wollen wir Ihnen besondere Aspekte zur Inkontinenz des Mannes näherbringen.
Häufigkeit
Bei älteren männlichen Patienten (> 60 Jahre) liegt die Häufigkeit der Harninkontinenz bei ca. 19 %. Selten tritt eine reine Belastungsinkontinenz auf, häufiger sind die Dranginkontinenz und gemischte Ursachen.
Ursachen
Als Ursachen der Harninkontinenz des Mannes gelten fortgeschrittenes Alter, Immobilität, neurologische Erkrankungen, subvesikale Obstruktion und vorangegangene Operationen des Harntraktes. So kann es nach einer radikalen Prostatektomie oder einer transurethralen Resektion der Prostata bzw. einer Adenomektomie zu einer Belastungsinkontinenz, seltener aber auch zu einer Dranginkontinenz kommen.
Diagnostik
Die Diagnostik umfasst die Erhebung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) bezüglich Ausmaß der Inkontinenz, Leidensdruck, Voroperationen, Medikamenten, neurologischer und urologischer Vorerkrankungen.
Weiterführende Untersuchungen sind die Blasenspiegelung zur Beurteilung der Funktion des Schließmuskels sowie zur Erhebung weiterer wichtiger Befunde wie Harnröhrenengen.
Eine Urodynamik (Blasendruckmessung) kann zur genaueren Bestimmung der Ursache der Inkontinenz ebenfalls erforderlich sein.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und den persönlichen Gegebenheiten des Patienten. Im Folgenden haben wir gängige Methoden zur Behandlung der männlichen Inkontinenz zusammengestellt.
Konservative Therapie
Versorgung:
Kondomurinal, Vorlagen- oder Windelversorgung, ggf. Dauerkatheter (über Harnröhre oder als Bauchdecken-Katheter).
Physiotherapie:
Beckenboden-Physiotherapie zur Stärkung des Schließmuskels
Medikamentöse Therapie:
Bei gemischter Harninkontinenz kann eine anticholinerge Therapie die Beschwerden lindern. Spezifisch gegen die Belastungsharninkontinenz wirkt Duloxetin, ein Serotonin-Reuptake-Hemmer. Duloxetin ist für Männer nicht zugelassen, es kann nur als „Off-Label" - Therapie verordnet werden. Vor Beginn sollte die Kostenübernahme mit der Krankenkasse geklärt werden. Ein Therapieversuch ist nur bei milder Belastungsinkontinenz sinnvoll, zahlreiche Kontraindikationen sind zu beachten.
Bei einer Drang-Inkontinenz kann eine teilweise Lähmung des Blasenmuskels durch Botulinum-Toxin (Botox) zu einer Besserung führen. Diese Behandlung muss bei Ansprechen des Patienten nach einer gewissen Zeit wiederholt werden.
Operative Therapie der männlichen Harninkontinenz
Unterspritzung des Sphinkters:
Hierbei wird der Schließmuskel durch ein Polster aus beispielsweise Kollagen in seiner Funktion unterstützt. Dieses wird durch Einspritzen des Materials unter die Schleimhaut gebildet. Aufgrund von Abbauvorgängen muss diese Methode in Abständen wiederholt werden.
Nicht adjustierbares Schlingensystem:
Dabei wird eine funktionelles retrourethrales („hinter der Harnröhre“) Band ohne Knochenverankerung (Advance-Band®) verwendet.
Durch drei kleine Hautschnitte wird ein synthetisches Band unterhalb des Schließmuskels um die Harnröhre gelegt und bringt somit den Schließmuskel wieder in seine ursprüngliche Position und unterstützt seine Funktion. Voraussetzung für diese Operation ist eine Restfunktion des Schließmuskels, welche im Vorfeld durch eine Blasenspiegelung kontrolliert wird.
Mit freundlicher Genehmigung, American Medical Systems, www.americanmedicalsystems.com, Minnetonka, USA.
Artifizieller Sphinkter („künstlicher Schließmuskel“)
Mittel der Wahl bei fehlender Schließmuskelaktivität oder nach Versagen o.g. Therapieoptionen. Operativ wird eine Art hydraulisches System eingebracht, ein künstlicher Schließmuskel, der sogenannte Cuff, wird dabei um die Harnröhre gelegt. Dieser kann dann mittels einer Pumpe, die im Hodensack platziert wird mit einer Flüssigkeit befüllt oder entleert werden. Dadurch öffnet und schließt sich die Harnröhre und eine Kontinenz wird wieder möglich.
Mit freundlicher Genehmigung, American Medical Systems, www.americanmedicalsystems.com, Minnetonka, USA.
Für die Bedienung des artifiziellen Sphinkters sollte der Patient eine gewisse manuelle Geschicklichkeit und intellektuelle Einsicht in die Problematik mitbringen