Medizinisches Spektrum Urologische Klinik München-Planegg

Allgemeine Informationen zu Infektionskrankheiten

Allgemeines zur Infektiologie

Ursachen für Infektionen

Durch Vermehrung von Bakterien (oder seltenen anderen Krankheitserregern) im Urogenitaltrakt kommt es zu verschiedenen Formen von Harnwegsinfektionen. In ca. 80 - 90 % der Fälle entsteht die Entzündung durch aufsteigende Keime, welche auf natürlichem Wege, d.h. über die Harnröhre, in den Harntrakt gelangen. In diesem Fall spricht man von aufsteigenden oder aszendierenden Harnwegsinfekten. Zumeist handelt es sich bei den auslösenden Erregern um Darmkeime, welche aus dem Analbereich und der Dammregion verschleppt werden. Der häufigste Erreger ist hierbei das Bakterium E. coli.

Von akuten Blasenentzündungen sind vor allem Frauen betroffen. Begünstigend für das Eindringen von Keimen in den Urogenitaltrakt bei Patientinnen ist die kurze Harnröhre. Zudem kann das Aufsteigen von Keimen während des Geschlechtsverkehrs und die Wahl des Verhütungsmittels eine Rolle spielen. Auch Veränderungen im Hormonhaushalt während und nach den Wechseljahren können durch einen lokalen Östrogenmangel zu einer Abnahme der Abwehrmechanismen führen. Ebenso kann die hormonell bedingte Weitstellung der Harnwege während einer Schwangerschaft zu vermehrten Harnwegsinfektionen führen.

Geschlechtsunabhängig besteht eine erhöhte Infektionsgefahr bei Blasenentleerungsstörungen mit Bildung von Restharn, wie sie bei Männern vor allem beim erschwertem Wasserlassen durch eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) oder auch bei einer Verengung der Harnröhre (Harnröhrenstriktur) vorkommen kann. Bei Frauen ist eine Blasenentleerungsstörung oftmals durch eine Beckenbodensenkung bedingt. Selten können auch neurologische Erkrankungen Ursache einer inkompletten Blasenentleerung sein. Darüber hinaus besteht eine erhöhte Gefahr einer Infektion bei Manipulationen am Harntrakt, wie Blasenspiegelungen oder Kathetereinlagen. Auch eine Verlegung der ableitenden Harnwege durch Harnsteine oder andere Fremdkörper, Störung des Immunsystems wie zum Beispiel bei der Zuckerkrankheit oder eine genetische Anfälligkeit für ein verstärktes „Haften” von Bakterien an den Schleimhäuten des Harntrakts können ursächlich sein.

Andere Infektionswege, wie eine Keimbesiedelung über die Blutbahn (hämatogen), die Lymphwege (lymphogen) oder direkte Keimpenetration (d.h. Durchwanderung) von Nachbarorganen sind selten, kommen aber beispielsweise bei der Urogenitaltuberkulose oder im Rahmen von Nierenabszessen vor. Bei entzündlichen Prozessen, wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), einer Divertikulitis oder gynäkologischen Erkrankungen des weiblichen Beckens (Eierstock- oder Eileiterentzündung) ist eine lokale Keimausbreitung z.T. mit Fistelbildung möglich.

Symptome und Diagnostik

Neben den typischen Beschwerden einer akuten Entzündung der Harnwege, wie Brennen bei Wasserlassen (Dysurie), häufigem Harndrang (Pollakisurie) und z.T. Blutbeimengungen im Urin (Hämaturie), wird zur Diagnose einer urologischen Infektion der Urin mittels Schnelltest, sowie durch eine mikroskopische Urinuntersuchung auf Entzündungszellen (Leukozyten), rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und bakterielle Abbauprodukte (Nitrit) untersucht. Üblicherweise wird hierzu der sogenannte Mittelstrahlurin untersucht. In ausgewählten Fällen ist die Untersuchung eines mittels Katheters steril aus der Blase gewonnenen Urins sinnvoll (Katheterurin). Zusätzlich erfolgt die mikrobiologische Untersuchung des Urins; hierzu wird eine Urinkultur angelegt. Nach Auftragen des Urins auf verschiedenen Nährböden wird das Bakterienwachstum im Brutschrank abgewartet und nach ca. 48 Stunden können die Keimzahl, die Erregerart sowie die als empfindlich getesteten Antibiotika bestimmt werden.
Bei stärkeren Entzündungen kann es zudem auch zu Fieber, Schüttelfrost und einer deutlichen Einschränkung des Allgemeinzustandes kommen. Häufig finden sich dann Schmerzen im Bereich der Nierenlager oder bei Männern der Prostata bzw. Hoden. Diese fortgeschrittenen Entzündungen bedürfen unbedingt ärztlicher Behandlung, eine sofortige Vorstellung beim Urologen oder in einer urologischen Notfallambulanz sollte erfolgen.