Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)
Darunter versteht man einen unwillkürlichen Harnverlust in Kombination mit gleichzeitigem oder vorausgegangenem, nicht unterdrückbarem Drangempfinden (Urge = engl. „Drang“).
Einteilung und Ursachen
Man unterscheidet dabei eine Form mit gleichzeitigen Kontraktionen des Blasenmuskels („Motorische Dranginkontinenz“) und eine Form ohne diese Kontraktionen („Sensorische Dranginkontinenz“).
Zahlreiche Ursachen sind möglich, darunter:
- Entzündungen durch akute oder chronische Harnwegsinfekte
- Interstitielle Zystitis
- Hormonmangel (Östrogenmangel)
- Neurologische Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson)
- Medikamente
- Anatomische Veränderungen (Senkungen des Beckenbodens)
- Vergrößerung oder Tumoren der Prostata
- Tumoren der Blase
- Veränderungen der Harnröhre
- ...
Sind keine spezifischen Ursachen erkennbar, so spricht man von einer sogenannten Reizblase (engl. „overactive bladder“, OAB).
Behandlung der Dranginkontinenz
Die Dranginkontinenz wird vor allem medikamentös behandelt, insbesondere mit Medikamenten, die die Blase „beruhigen“ (sog. Anticholinergika). Dadurch lassen sich die Intervalle des Harndranges deutlich verlängern.
Leichte Formen lassen sich durch ein spezielles Verhaltenstraining günstig beeinflussen. Hierzu zählt v.a. das Biofeedback.
Wenn Symptome einer überaktiven Blase nicht mit den o.g. Methoden erfolgreich therapiert werden können, kann die Einspritzung von Botulinum - Toxin („Botox“) in die Blase sinnvoll sein. Botulinum - Toxin ist ein Nervengift, das die Übertragung von Impulsen in der Muskulatur hemmt. Die Blase wird an den Stellen, wo die Einspritzung erfolgt, quasi ruhiggestellt und dadurch verringert sich das Dranggefühl. Der Behandlungserfolg muss aufgrund der vorübergehenden Wirkung des Toxins in der Regel nach 3 - 6 Monaten wiederholt werden.
Weitere operative Therapien kommen bei Mischformen der Inkontinenz in Frage. Hier kann die Drangkomponente durch Beseitigung der Belastungsinkontinenz positiv beeinflusst werden.