Medizinisches Spektrum Urologische Klinik München-Planegg

Priapismus (Dauererektion)

Erklärung des Priapismus

Der Priapismus ist eine über 2 Stunden bestehende Dauererektion. Insgesamt ist es ein seltener Notfall mit einer Inzidenz von 1-3/100.000 pro Jahr. Risikofaktoren für einen Priapismus sind seltene angeborene Bluterkrankungen wie die Sichelzellanämie (20 % der Fälle) oder eine Schwellkörperinjektions­therapie mit Prostaglandinen (SKAT) zur Behandlung von Erektionsstörungen. Auch andere Medikamente wie Psychopharmaka, Analgetika, Antihypertensiva, Antiepileptika und Drogenkonsum können einen Priapismus auslösen. In 30 % der Fälle bleibt die Ursache jedoch ungeklärt (sogenannten idiopathischer Priapismus).

Diagnostik des Priapismus

Wichtigste Maßnahme in der Diagnostik ist eine Unterscheidung der zwei Formen des Priapismus:

Bei einem „high-flow“-Priapismus besteht ein erhöhter arterieller Bluteinfluss in den Schwellkörper, der bei normalen venösen Abstromverhältnissen aber teilweise ausgeglichen werden kann. Da der Schwellkörper in diesem Fall durchblutet wird, ist diese Form des Priapismus weniger gefährlich hinsichtlich Folgeschäden für den Patienten. In etwa 10 % der Fälle besteht ein „high-flow“-Priapismus.

In etwa 90 % der Fälle liegt ein sogenannter „low-flow“-Priapismus vor. Dabei versagt der Abfluss des Blutes aus dem Schwellkörper, so dass durch den anhaltenden Druckanstieg im Schwellkörper keine Durchblutung mehr stattfinden kann.
Hält dieser Zustand über 12 Stunden an, so kommt es zu irreversiblen ischämischen Schäden der Schwellkörper mit narbiger Abheilung, die eine dauerhafte Impotenz zur Folge haben. Damit stellt der ischämische Priapismus einen hochgradigen urologischen Notfall dar.

Therapie des Priapismus

Der „high-flow“-Priapismus ist häufig weniger schmerzhaft und weniger prall, während der „low-flow“-Priapismus oft prall und sehr schmerzhaft ist. Erste Maßnahmen sind die Durchführung einer lokalen Anästhesie in Form eines Peniswurzelblockes. Anschließend erfolgt die Punktion der Schwellkörper und die Entnahme von Schwellkörperblut zur Messung des Sauerstoffgehalts. Damit kann zwischen ischämischem („low-flow“) und nicht-ischämischem („high-flow“) Priapismus unterschieden werden. Über die Punktionskanüle können anschließend adrenalin-ähnliche Medikamente unter Kreislaufüberwachung gespritzt werden. Diese drosseln den Blutzufluss, verbessern dadurch den Blutabfluss und führen somit meistens zu einer Beendigung der Dauererektion. Der nicht-ischämische Priapismus heilt in bis zu 60 % der Fälle spontan durch lokale Kühlung und Kompression aus.

Sollte die vorgenannte Therapie bei ischämischem („low-flow“) Priapismus keinen Effekt zeigen, oder es rezidivierend zu neuerlichen Priapismen kommen, so ist die operative Anlage eines sogenannten spongiokavernösen Shunts erforderlich. Hierbei wird eine direkte Verbindung der corpora cavernosa (Penisschwellkörper) mit dem corpus spongiosum (Eichelschwellkörper) geschaffen.

Dieser Eingriff kann zu einer dauerhaften erektilen Dysfunktion führen, ist in manchen Fällen aber die einzige Möglichkeit, den Priapismus zu behandeln.