Medizinisches Spektrum Urologische Klinik München-Planegg

Induratio penis plastica (IPP)

Erklärung der IPP

Die IPP ist eine gutartige Veränderung der Schwellkörperhülle („Tunica albuginea“) mit Ausbildung von narbigen Verhärtungen (sogenannten „Plaques“), die zu einer Verkrümmung des Penis führen. Eine andere Bezeichnung der IPP lautet „Peyronie’s disease“. Die genaue Ursache für die Erkrankung ist nicht bekannt. Mögliche Gründe sind wiederholte Mikroverletzungen beim Geschlechtsverkehr, aber auch genetische Komponenten scheinen eine Rolle zu spielen: Etwa 30 % der IPP-Patienten leiden an der Dupuytren-Krankheit, einer narbigen Verkürzung der unter der Handfläche liegenden Sehnenplatte.
Mit einer Häufigkeit von etwa 3 % innerhalb der 50 – 60-jährigen sind Männer dieser Altersgruppe am häufigsten betroffen.

Symptome der IPP

Die Erkrankung verläuft schubartig und über einen längeren Zeitraum. Zunächst entwickeln sich die o.g. Plaques, die zu Schmerzen und dann zu einer zunehmenden Verkrümmung des Penis bei der Erektion führen. Diese aktive Krankheitsphase wird gefolgt von einer stabilen Phase mit gleichbleibender Verkrümmung und Rückgang der Schmerzen. Je nach Ausmaß der Erkrankung kann es auch zu Erektionsstörungen kommen, häufig ist bei stärkeren Verkrümmungen (> 45°) kein Geschlechtsverkehr mehr möglich.
In den meisten Fällen verläuft die Krankheit in der beschriebenen Weise, in etwa 15 % der Fälle ist eine spontane Besserung oder Rückbildung möglich.

Therapie

Die konservative Therapie kann insbesondere in der aktiven Erkrankungsphase eingesetzt werden. Leider sind die verfügbaren Methoden in der Regel nicht sehr effektiv. Zahlreiche Medikamente wurden getestet, keines davon konnte sich im klinischen Alltag durchsetzen. Zu diesen Medikamenten zählen unter anderem Paraaminobenzoesäure (Potaba®), Vitamin E, Acetyl-L-Carnitin, Diclophenac und Colchicin.
Als semiinvasive Therapie wurde über die ESWT (extrakorporale Stoßwellentherapie) berichtet. Dabei werden, ähnlich wie bei der Nierensteinzertrümmerung, von außen Stoßwellen auf die Plaques verabreicht. Insbesondere eine Verbesserung der Verkrümmung konnte damit aber nicht erreicht werden.

Eine operative Therapie sollte erst in der stabilen Phase der IPP erfolgen, wenn die Erkrankung also mindestens 12 Monate besteht und seit mindestens 6 Monaten nicht mehr voran schreitet.
Bei gering ausgeprägten Verkrümmungen kann auf der Gegenseite des Plaques eine Raffung der Schwellkörperhülle (Tunica albuginea) erfolgen. Im Gegensatz zur einfachen Raffung (bei der OP nach Schroeder-Essed) wird bei der OP nach Nesbit überstehendes Gewebe der Tunica oval herausgeschnitten; dadurch wird eine Wulstbildung vermieden. Eine Weiterentwicklung der Methode nach Nesbit ist die Tau-Technik (Tunica-albuginea-underlap), wo das Tunica-Gewebe nicht entfernt, sondern u-förmig eingeschnitten und der entstehende Lappen unter die benachbarte Tunica albuginea geschoben wird.
All diese Techniken haben den Nachteil, dass der Penis dadurch verkürzt wird.

Bei nicht-verkürzenden OP-Techniken wird der Plaque ausgedünnt und eingeschnitten und der entstehende Defekt entweder mit körpereigenem Material (meistens andernorts entnommene Venen) oder mit körperfremden Material gedeckt. Eine vollständige Entfernung des Plaques wird nicht mehr empfohlen, da der dann entstehende Defekt deutlich größer ist und in der Folge die Rate an Erektionsstörungen deutlich zunimmt.

Welche OP-Technik im Einzelfall zur Anwendung kommt, muss individuell anhand der vorliegenden Befunde entschieden werden.