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Hämaturie

Eine Hämaturie wird definiert, als eine Blutbeimengung von Blut im Urin. Diese kann sowohl sichtbar (Makrohämaturie) als auch unsichtbar (Mikrohämaturie) sein.

Trotz der hohen Prävalenz der Hämaturie existiert international kein einheitlicher evidenzbasierter Algorithmus zur diagnostischen Abklärung. Zum Ausschluss therapiebedürftiger Erkrankungen müssen alle potenziellen Ursachen der Hämaturie bedacht und individuelle Risikofaktoren berücksichtigt werden.

Eine Mikrohämaturie liegt bei einer Beimengung von drei oder mehr Erythrozyten pro Gesichtsfeld in der mikroskopischen Analyse vor, und kann auch mittels Urinteststreifen angezeigt werden. Hierbei sollte vor allem auf mögliche Störfaktoren oder Verunreinigungen wie z.B. Menstruationsblut, Hämorrhoidenblutungen oder Fremdkörper (Katheter) geachtet werden.

Obwohl in aktuellen Studien eine bis zu 80% harmlose Ursache der Mikrohämaturie beschrieben wird sollte laut der Deutschen DEGAM S1- Leitlinie weitere Diagnostik bei 2 von 3 positiven Nachweisen von Blut im Urin erfolgen. Die Basisdiagnostik umfasst eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung, Bestimmung von Entzündungsparametern und Nierenretentionswerten sowie die Sonographie der Nieren und der Blase.

Insgesamt sollte eine weitere Unterscheidung einer Mikrohämaturie mittels Urinmikroskopie in eine glomeruläre (vorliegen von Akanthozyten oder Erythrozytenzylindern) und eine nichtglomeruläre Ursache (Vorliegen von normomorphen Erythrozyten) erfolgen.

Die Ursache der Mikrohämaturie bleibt bei mehr als zwei Drittel der positiven Befunde unbekannt: 16,3 % sind durch ein Steinleiden, 4% durch eine Prostatablutung, 3% durch Krebskrankheiten, 2,3% durch eine Infektion, 0,9% durch eine glomeruläre Nierenkrankheit verursacht.

Eine Albuminurie (<500mg/24h) spricht ebenfalls für eine nephrogene Genese und bedarf meist weiterer internistisch-nephrologischer Betreuung.

Bei nichtglomerulärer Hämaturie sollte bei Patienten mit Risikofaktoren, wie Tabakrauchen, höherem Alter und männlichem Geschlecht und /oder Exposition mit potenziellen Karzinogenen wie aromatischen Verbindungen, Teer oder Produkte aus der Metallurgie sowie lacken und Lösungsstoffen wegen höherer Wahrscheinlichkeit relevanter Diagnosen eine erweiterte risikoadaptierte Diagnostik mittels Urethrozystoskopie, Urinzytologie und gegebenenfalls CT-Urographie durchgeführt werden. Patienten mit isolierter glomerulärer Hämaturie haben ein höheres Risiko für Nierenerkrankungen und sollten 6-monatliche Kontrolluntersuchungen erhalten.

Eine retrospektive Kohortenstudie mit mehr als einer Million junger Erwachsener fand bei 0,3 % eine persistierende, asymptomatische und isolierte Mikrohämaturie, die langfristig mit einem erhöhten Risiko einer terminalen Niereninsuffizienz gegenüber der Kontrollgruppe assoziiert war (Inzidenzraten: 19,6 versus 0,55 pro 100 000 Personenjahre; Hazard Ratio 32,4; 95-%-Konfidenzintervall).

Eine Makrohämaturie ist eine sichtbare Blutbeimengung im Urin und kann rein formal in eine initiale, terminale und totale Hämaturie unterschieden werden. Generell sollten hier Störfaktoren wie eine Fremdkörpermanipulation oder ein Harnwegsinfekt ausgeschlossen werden.

Die Basisdiagnostik erfasst eine ausführliche Anamnese, auch bezüglich Risikofaktoren für die Entstehung eines Urothelkarzinoms, wie Geschlecht, Alter, Exposition gegenüber Lacken, Lösungsmitteln, Zigarettenrauch, familiärer Disposition. Ergänzend sollte eine Sonographie der ableitenden Harnwege, ggf. eine erweiterte Bildgebung mittels CT-Urographie und eine Zystoskopie durchgeführt werden.

Quellen:

  • Linder BJ, Bass EJ, Mostafid H, Boorjian SA. Guideline of guidelines: asymptomatic micros-copic haematuria. BJU Int. 2018 Feb;121(2):176-183
  • Davis R, Jones JS, Barocas DA, et al.: Diagnosis, evaluation and follow-up of asymptomatic microhematuria (AMH) in adults: AUA guideline. J Urol 2012; 188: 2473–81
  • The investigation of hematuria
  • Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 801-7; DOI: 10.3238/arztebl.2018.0801Bolenz, Christian; Schröppel, Bernd; Eisenhardt, Andreas; Schmitz-Dräger, Bernd J.; Grimm, Marc-Oliver
  • DEGAM S1-Handlungsempfehlung AWMF-Register-Nr. 053-028 1/19