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Systemische Therapie beim metastasierten Urothelkarzinom der Harnblase

Das Urothelkarzinom der Harnblase (Blasenkrebs) ist mit ca. 30.000 Neuerkrankungen pro Jahr nach dem Prostatakarzinom der zweithäufigste urologische Tumor. Wie bei allen Tumorerkrankungen ist eine frühe Diagnosestellung zur optimalen Therapie entscheidend und wünschenswert. Derzeit werden jedoch noch ca. 25% der Blasentumore erst in einem fortgeschrittenem Stadium entdeckt. Hierunter fallen die Tumore, die bereits in die Muskelwand der Blase oder sogar darüber hinaus in die Umgebung der Blase eingewachsen sind oder bereits gestreut (d.h. Lymphknoten- oder Fernmetastasen) haben. Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren oder „nur“ in Lymphknoten gestreute Tumoren kann zusammen mit einer perioperativen Chemotherapie durch eine radikale Entfernung der Blase und Lymphknoten eine Heilung erreicht werden. Jedoch ist auch nach einer Radikaloperation die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv, also ein Wiederkommen des Tumors, relativ hoch, sodass in diesem Fall oder bei initial ferngestreuten Tumoren eine systemische Therapie notwendig ist, um das Leben der Patienten zu verlängern. Daher ist die Behandlung der gestreuten Blasentumore Gegenstand intensiver Forschung.

Die Standardtherapie beim metastasierten Urothelkarzinom der Harnblase ist in der Erstlinienbehandlung eine Kombinationschemotherapie. Diese hat sich seit Anfang der 90er Jahre auf Grund der Forschungsergebnisse etabliert. Eine Chemotherapie besteht hierbei in der Regel aus einer platin-haltigen Substanz (Cisplatin). Die Zellgifte werden dabei über eine punktierte Vene in den Blutkreislauf gebracht und greifen alle sich schnell teilenden Zellen an. Dazu gehören Tumorzellen, aber auch andere Zellen des Körpers, die einer schnellen Erneuerung unterliegen. Somit erklären sich auch die bekannten Nebenwirkungen der Chemotherapie. Die Haarwurzelzellen, Darmzellen und Blutzellen sind dabei besonders betroffen. Moderne Begleitmedikamente können die Nebenwirkungen einer Chemotherapie deutlich reduzieren. Ein großes Problem stellt jedoch dar, dass ca. 30-50% der Patienten auf Grund anderer Erkrankungen, allen voran eine eingeschränkte Nierenfunktion, nicht für eine cisplatin-haltige Chemotherapie geeignet sind, da diese die Niere weiter schädigen könnte. Für diese Patienten kann eine Aufteilung der Chemotherapie in geringerer Dosierung sinnvoll sein. Weitere Faktoren wie Herzinsuffizienz, schlechter Allgemeinzustand, höhergradiger Hörverlust oder eine höhergradige Neuropathie können ebenfalls dazu führen, dass Patienten eine cisplatin-haltige Chemotherapie nicht erhalten können. Für diese Patienten kann eine alternative Kombinationstherapie gewählt werden, die jedoch in der Regel nicht genauso gut wirksam ist. Lange Zeit konnte in der Forschung keine weitere Chemotherapie oder alternative Therapie gefunden werden, die beim metastasierten Urothelkarzinom eine gute Wirksamkeit zeigte.

Seit wenigen Jahren haben nun aber Immuntherapeutika Einzug in die Therapie des Urothelkarzinoms erhalten. Hierbei konnte in Studien ein Benefit dieser neueren Medikamente gezeigt werden. Sogenannte Checkpoint-Inhibitoren zählen zu den zielgerichteten Medikamenten und greifen in die Steuerung der eigenen Immunantwort gegen Tumore ein. Als Zweitlinientherapie, also nach Abschluss einer Chemotherapie und dennoch Fortschreiten der Erkrankung, wurden diese Medikamente bereits umfassend getestet und konnten ein Überlebensvorteil zeigen. Diese Medikamente zeichnen sich zudem durch geringere Nebenwirkungen aus. Aktuell dürfen diese Medikamente auch in der Erstlinientherapie eingesetzt werden, wenn Patienten für eine Cisplatin-haltige Chemotherapie nicht geeignet sind, allerdings abhängig von einem Faktor in der Tumorbiologie (sog. PD-L1-Status), da dieser mit einem Ansprechen auf die Therapie assoziiert ist. Dieser Status kann im Tumorgewebe des jeweiligen Patienten bestimmt werden. Auf Grund dieser Fortschritte kann man sicher sein, dass sich in den kommenden Jahren die Behandlung des Urothelkarzinoms weiter entwickeln und positiv verändern wird. Multimodale Konzepte in der Therapie des fortgeschrittenen Urothelkarzinoms sind daher sehr wichtig und sollten mit allen Patienten individuell besprochen werden.

Quellen: