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Metabolische Nachsorge bei supravesikaler Harnableitung

Die Zystektomie ist Therapie der ersten Wahl bei muskelinvasiven, nicht-metastasierten Blasentumoren. Sie bietet die Möglichkeit der Kuration und somit eine möglichst normale Lebenserwartung. Neben den vielen Vorteilen der Operation sind allerdings auch die kurz- und langfristigen Folgen eines solchen Eingriffs zu beachten. Denn bei einer Zystektomie handelt es sich um ein Ereignis, das eine lebenslange Nachsorge mit sich zieht.

Empfehlungen zur postoperativen Nachsorge der Zystektomie sind in den S3-Leitlinien zu finden. Hierzu zählen regelmäßige Labor- und Blutgasanalysen, die Bestimmung des Vitamin-B12 Spiegels, regelmäßige Bildgebungen in Form von Sonographie und Computertomographie, sowie psychoonkologische Anamnesen.

Das Risiko postoperativer, metabolischer Folgen ist abhängig von mehreren Faktoren: Der Größe und Art der urinbenetzten Darmoberfläche, der Kontaktzeit des Urins mit der Darmschleimhaut und der Nierenfunktion des Patienten. Störungen des Elektrolyt- und Säure-Base-Haushalts treten daher insbesondere bei Harnableitungen mittels Ileumkonduit und Ileumneoblase auf, da diese den größten Anteil an Darm benötigen.
Zu den postoperativen, metabolischen Störungen zählt unter anderem die hyperchlorämische Azidose. Hierbei kommt es durch Verschiebungen des Gleichgewichts an Salzen im Körper zu Symptomen wie Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Diese Verschiebungen sind anhand des unterschiedlichen Aufbaus der Schleimhaut von Darm und Blase zu erklären. Die Darmschleimhaut dient normalerweise der Aufnahme von Nährstoffen, bzw. der Ausscheidung von Schadstoffen. Bei Exposition von Urin kommt es zur Resorption und Sezernierung von verschiedenen Körpersalzen über die Darmoberfläche. Die Folge ist eine Ansäuerung des Blut-pHs, welche durch die Einnahme von verschiedenen Medikamente, wie beispielsweise Natriumbicarbonat, ausgeglichen werden kann. Eine regelmäßige Kontrolle des Salzhaushalts und des Blut-pHs durch Blutgasanalysen ist somit erforderlich.
Die hyperchlorämische Azidose tritt vor allem in der frühen postoperativen Phase auf, da der Körper mit der Zeit Kompensationsmechanismen entwickelt. Beispielsweise reduziert sich nach langzeitiger Urinexposition die Anzahl an Ionenkanälen der Darmschleimhaut, die für die Aufnahme bzw. Ausscheidung von Salzen zuständig sind.

Durch die Entfernung eines Darmabschnitts kann es zudem zum vermehrten Auftreten von Diarrhöen kommen. Durch die damit einhergehende, verminderte Aufnahme von Nährstoffen können verschiedene Mangelsymptome auftreten. Die S3-Leitlinie konzentriert sich hierbei vor allem auf den Verlust von Vitamin-B12, das für die Zellteilung und für den Aufbau von Nervenscheiden eine wichtige Rolle spielt. Bei Mangel an Vitamin-B12 kommt es zu vielseitigen Symptomen, unter anderem Blutbildungsstöungen und neurologischen Symptomen. Die erste Bestimmung des Vitamin-B12 Spiegels ist für das dritte, postoperative Jahr vorgesehen. Die Problematik hierbei ist, dass viele Patienten bereits präoperativ einen Mangel aufweisen. Dieser kommt meist durch Vorerkrankungen, zum Beispiel Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, zustande, die neben dem Krebsleiden bestehen. Daher ist eine frühere Bestimmung des Vitamin-B12-Spiegels trotz aktueller Empfehlung der S3-Leitlinie je nach Komorbidität des Patienten sinnvoll.

Die möglichen postoperativen Komplikationen der Zystektomie sind neben den zwei oben genannten vielfältig. Um die Erfolge der Zystektomie auch in der späten postoperativen Phase nicht zu schmälern und die Lebensqualität der Patienten hoch zu halten, ist daher eine regelmäßige, uroonkologische Nachsorge wesentlich. Hierfür ist eine hohe Compliance, sowohl von Arzt als auch Patient, notwendig. Zudem ist die aktuelle Leitlinie bisher sehr allgemein gehalten und geht nicht auf mögliche Komorbiditäten, Formen der Harnableitungen und damit einhergehende Änderungen der Nachsorge-Intervalle ein.

Quellen: