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Diagnostik und Therapie der Penisfraktur

Die Penisfraktur ist definiert als eine traumatische Ruptur der die Schwellkörper umgebenden bindegewebigen Faszie (Tunica albuginea) und des Corpus cavernosum in Folge von Gewalteinwirkung auf den voll-, oder halberegierten Penis, meist im Rahmen von Geschlechtsverkehr. Es handelt sich um einen sehr seltenen urologischen Notfall und betroffene Patienten sollten unmittelbar nach dem Ereignis in einer urologischen Fachabteilung vorstellig werden.

In der Regel wird die Diagnose der Penisfraktur klinisch gestellt auf Grund der typischen Anamnese (Anprall- oder Verbiegetrauma des erigierten Penis beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen sowie posttraumatisch sofortiges Erschlaffen des Penis) und der eindeutigen klinischen Präsentation mit Penisschwellung, ausgeprägtem Bluterguss und Penisverkrümmung sowie manchmal Blutabgang aus der Harnröhre. Differentialdiagnostisch kann eine Ruptur tiefer oder oberflächlicher Penisvenen bzw. Penisarterien vorliegen, die Krankheitsbilder sind nicht immer ganz einfach voneinander zu unterscheiden. Hier fehlt allerdings häufig der schmerzhafte Aspekt. In der Mehrzahl der Fälle tritt die Penisfraktur einseitig auf. In ca. 20-30% liegt eine begleitende Verletzung des Corpus spongiosum (die Harnröhre umgebender Schwellkörper) und in 10-20% der Harnröhre selbst vor. Insbesondere die Unfähigkeit Wasser zu lassen oder Blutungen aus der Harnröhre lassen eine begleitende Harnröhrenverletzung vermuten. In diesen Fällen sollte auf eine blinde transurethrale Kathetereinlage vor der Operation verzichtet werden und es kann gegebenenfalls ein retrogrades Urethrogramm zur genaueren Lokalisation des Harnröhrendefektes angefertigt werden.

Um eine Penisfraktur in einem nicht ganz eindeutigen Fall auszuschließen, eignet sich die Ultraschalluntersuchung der Schwellkörper durch einen erfahrenen Untersucher (in einigen aktuellen Studien beträgt die Spezifität des Ultraschalls bei Verdacht auf Penisfraktur 100%). Der Ultraschall ist schnell und kostengünstig überall verfügbar und kann so - anders als die MRT Diagnostik - in jedem Fall Anwendung finden. Eine ergänzende MRT (mit einer Sensitivität von 92-100% ) kann in sehr uneindeutigen Fällen, z.B. bei latenter Penisfraktur ohne Vorliegen eines Hämatoms) die Diagnose sichern. Die Durchführung einer MRT sollte jedoch keinesfalls zu einer Verzögerung der operativen Exploration führen und somit nur in sehr uneindeutigen Fällen bei sofortiger MRT Verfügbarkeit durchgeführt werden.

Die Therapie der Wahl bei Vorliegen einer frischen Penisfraktur ist der unmittelbare operative Verschluss des Defektes der Tunica albuginea und gegebenenfalls auch der Harnröhre. Die operative Versorgung sollte sehr zeitnah erfolgen, wobei auch Patienten die sich erst einige Tage nach dem Ereignis vorstellen von einer operativen Versorgung profitieren können. Die rasche operative Versorgung ergibt deutlich bessere Langzeitresultate als die konservative Therapie bezüglich Spätkomplikationen wie erektiler Dysfunktion und Penisdeviation und verringert ebenso die Rate an Frühkomplikationen wie beispielsweise schwerer Schwellkörperinfektionen.
Eine konservative Therapie sollte demnach lediglich den Patienten vorbehalten sein, die eine operative Intervention auch nach dezidierter Aufklärung explizit ablehnen.

Der operative Zugangsweg ist in den meisten Fällen die sogenannte „Sleeve-Technik“. Hier wird nach antibiotischer Prophylaxe und zirkulärer Umschneidung des inneren Vorhautblattes die Penisschafthaut vollständig zurückgeschoben und die Schwellkörper werden freigelegt. Es folgt die Einlage eines Harnblasenkatheters, der Bluterguss wird anschließend entfernt und der Defekt wird mittels resorbierbarer Naht wasserdicht verschlossen. Abschließend wird eine Beschneidung der Vorhaut vorgenommen.
Postoperativ sollte der Patient für 4-6 Wochen vollständig auf sexuelle Aktivität verzichten. In der Regel ist 8-10 Wochen postoperativ eine Verlaufskontrolle in der andrologischen Sprechstunde empfohlen.

Quellen:

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  • Spiesecke, Paul et al. “Diagnostic performance of MRI and US in suspicion of penile fracture.” Translational andrology and urology vol. 11,3 (2022): 377-385. doi:10.21037/tau-21-957
  • Rassweiler J, Manning M. Urologische Traumatologie. In: Jocham D, Miller K [Hrsg]. Praxis der Urologie. 2. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2003; Barros R, Ribeiro JGA, da Silva HAM, de Sá FR, Fosse AM Júnior, Favorito LA. Urethral injury in penile fracture: a narrative review. Int Braz J Urol. 2020;46(2):152-157. doi:10.1590/S1677-5538.IBJU.2020.99.02
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