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Operative Therapie der Induratio penis plastica: Indikation und Techniken

Die Induratio penis plastica (IPP) ist definiert als eine gutartige, erworbene Erkrankung des Penis mit Bildung von fibrösen Plaques an der Schwellkörperhaut (Tunica albuginea), die von dem Symptomkomplex penile Induration („Plaque“, typischerweise am Penisrücken), zunehmende Penisdeformierung („Deviation“) und zu Beginn auch penilen Schmerzen insbesondere bei Erektion in unterschiedlicher Ausprägung der Symptome geprägt ist. Die Deformierung des Penis kann den penetrativen Geschlechtsverkehr nicht nur behindern, sondern gänzlich unmöglich machen. Zusätzlich kann eine mangelhafte Gliedsteife (Erektionsstörung/ Erektile Dysfunktion) vorliegen. Betroffene Patienten leiden meist unter einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität, häufig begleitet von Symptomen einer Depression.

Grundsätzlich kann die IPP in jedem Alter auftreten, wobei der Häufigkeitsgipfel im mittleren Lebensalter zwischen 50 und 60 Jahren liegt. Die genaue Krankheitsursache ist bis heute ungeklärt. Der Entstehungsmechanismus ist multifaktoriell und es existieren zahlreiche unterschiedliche Theorien diesbezüglich. Am Anfang stehen vermutlich wiederholte kleinste Verletzungen des Penis. Auch rheumatologische oder immunologische Faktoren und eine genetische Veranlagung werden als Ursachen vermutet. Eine Assoziation mit anderen Bindegewebserkrankungen (z.B. einer Verkürzung der Handsehnen/ Morbus Dupuytren) gilt als gesichert.

Die Krankheit nimmt üblicher Weise einen biphasischen Verlauf. Auf eine akuten entzündlichen progressive Phase (meist 12-18 Monate) folgt die chronisch kalzifizierende stabile Phase. Die stabile Phase ist erreicht bei Vorliegen von Schmerzfreiheit und Progressionsfreiheit über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten. Erst nach Erreichen der stabilen Phase dürfen chirurgische Therapieverfahren zur Anwendung kommen.
Außerdem entscheidend für die Indikation zur Operation sind der Leidensdruck des Patienten und das Unvermögen eines normalen, befriedigenden Geschlechtsverkehrs.

Die Auswahl des Verfahrens zur operativen Penisbegradigung („Penile Corporoplastik“) richtet sich dann individuell nach Patientenwunsch, Deviationsgrad, Penislänge und der präoperativen erektilen Funktion. Bei Deviationen unter 30° ist in der Regel keine operative Korrektur notwendig. Jede operative Intervention beinhaltet das Risiko der Penisverkürzung, Sensibilitätsstörung und erektilen Dysfunktion, weshalb eine strenge Indikationsstellung unter Berücksichtigung der genannten Faktoren erfolgen muss.

Zugang zur Durchführung einer penilen Corporoplastik ist die sogenannte „Sleeve-Technik“. Hier wird nach zirkulärer Umschneidung des inneren Vorhautblattes die Penisschafthaut vollständig zurückgeschoben und die Schwellkörper zur Korrekturoperation freigelegt.
Es folgt eine artifizielle Erektionsprobe zur intraoperativen Darstellung der Penisdeviation. Je nach Ausmaß der Verkrümmung kommt nun die Raff- bzw. Inzisions-Patch Technik zur Anwendung.
Abschließend wird eine Beschneidung der Vorhaut vorgenommen.

Als OP Techniken kommen bei einem Deviationsgrad von kleiner 60° und ausreichender Penislänge sowie guter Erektionsfunktion Rafftechniken (=Plikationstechniken) zum Einsatz.
Hierbei erfolgt die Raffung der Tunica albuginea auf der Konvexseite der Krümmung (dem Plaque gegenüber liegend). Mehrere Methoden sind etabliert (unter anderem Nesbit, Schröder-Essed). Vorzugsweise wird in unserer Klinik die Tunica Albuginea Underlap- Technik (TAU) nach Prof. Dr. med. J. Ullrich Schwarzer angewandt.

Bei einem Deviationsgrad von mehr als 60°, starken Deformitäten und verkürztem Penis werden Inzisions-Patch-Techniken angewandt. Die OP erfolgt auf der Konkavseite der Krümmung im Bereich der Plaque. Dabei wird die Plaque inzidiert bei manchen Techniken auch ausgedünnt, aber nicht reseziert. Die dadurch entstandene Lücke der Tunica albuginea wird mit einem freien Transplantat (Patch) gedeckt. Für die Deckung stehen sowohl körpereigene als auch alloplastische Materialen zur Verfügung. Unsere Erfahrungen mit Rezidivoperationen zeigen, dass Fremdmaterial an der Schwellkörperhaut Gewebsverhärtungen induzieren und dadurch ähnlich wie die zugrundeliegende Erkrankung einen Elastizitätverlust der Schwellkörperhaut bewirken kann. Deshalb verwenden wir in erster Linie körpereigenes Patch-Material (insbesondere Dermis) und nur bei sehr ausgeprägter Verkrümmung und gleichzeitig nicht ausreichender Größe des verfügbaren körpereigenen Patch -Materials ein Collagenflies.

Bei gleichzeitigem Vorliegen einer therapierefraktären erektilen Dysfunktion steht die Implantation einer hydraulischen Penisprothese als operative Therapie zur Verfügung. Im Rahmen der Prothesenimplantation können in gleicher Sitzung je nach Bedarf ebenfalls die zuvor genannten Möglichkeiten der Corporaplastik angewandt werden.

Ergänzend sei noch darauf hingewiesen, dass trotz guter Ergebnisse ein Wiedererlangen der ursprünglichen Penislänge mit keinem der genannten Verfahren möglich ist.

Quellen:

EAU guidelines on penile curvature, aktualisiert 2017;

A. Hauptmann, F. M. E. Wagenlehner, PD Dr. med. T. Diemer , Aktuelle Therapie der Induratio penis plastica (IPP), Urologe 2018, https://doi.org/10.1007/s00120-018-0752-x;

H. Sperling, Rekonstruktive Möglichkeiten bei der Induratio penis plastica, Urologe 2020, https://doi.org/10.1007/s00120-020-01154-4;

Schwarzer, J. U., & Steinfatt, H. (2012). Tunica albuginea underlap--a new modification of the Nesbit procedure: description of the technique and preliminary results. The journal of sexual medicine, 9(11), 2970–2974. https://doi.org/10.1111/j.1743-6109.2012.02887.x;

C. Kaspar, A. Henkel, Schwellkörperimplantate, Urologe 2021, https://doi.org/10.1007/s00120-021-01531-7;